Es gibt wahrscheinlich mehr Menschen, die einen Suizidversuch unternommen haben, als du denkst. Die meisten suizidalen Krisen dauern nur kurze Zeit. Mit Hilfe treten oft keine neuen suizidalen Krisen auf, oder du lernst, mit ihnen zu leben, ohne dich zu gefährden.
Wenn du kürzlich versucht hast, dein Leben zu beenden, ist es gut möglich, dass du nun sehr erschöpft oder wütend bist. Du schämst dich vielleicht und hast Angst vor der Reaktion deiner Familie oder von der deiner Freund*innen.
Diese Gefühle werden mit der Zeit schwächer. Bald wirst du wieder Boden unter den Füssen haben.
Wenn du auf Grund eines Suizidversuchs bei einem Arzt oder Therapeutin bist, kannst du mit dieser Fachperson deinen ganz persönlichen Krisennotfallplan entwickeln. Der hilft dir, das Risiko eines erneuten Suizidversuchs zu verringern. Auf jeden Fall empfehlen wir dir diesen Notfallplan mit einer Fachperson zu erstellen.
Versuche, ehrlich mit dir und deinem Arzt oder Therapeutin zu sein. Nur so ist der Plan auf deinen echten Bedürfnissen und persönlicher Situation abgestimmt. Zwar sieht jeder Notfallplan anders aus, die folgenden Fragen zu beantworten kann für deinen Plan aber wahrscheinlich nützlich sein:
Trage eine Kopie deines Plans immer auf dir.
„Seit meinem Suizidversuch hatte ich schon wieder einmal Suizidgedanken gehabt, doch glücklicherweise habe ich Menschen um mich herum, denen ich vertraue und die mich in diesen Momenten unterstützt und mir geholfen haben." (David, 16)
Es ist ganz wichtig, dass du mindestens eine Person hast, der du vertraust und mit der du ganz offen und ehrlich sein kannst. Das kann z. Bsp. jemand aus der Familie, eine gute Freundin, ein Therapeut oder dein Coach sein. Halte diese Vertrauensperson auf dem Laufenden über deine Gedanken, Gefühle und Wünsche.
Auch wenn du dich manchmal einsam fühlst, vergiss nicht, dass es Menschen in deinem Leben gibt, denen du nicht egal bist und die dich gerne auf deinem Lebensweg begleiten und unterstützen.
Wenn du Suizidgedanken hast, ist es besser, wenn du dich nicht mit Dingen umgibst, mit welchen du dir etwas antun könntest. Wenn du z. Bsp. Medikamente einnehmen musst, behalte nur eine kleine Menge bei dir und frage eine Vertrauensperson, ob sie den Rest für dich aufbewahren kann. Du kannst ihnen auch gefährliche Gegenstände zum Aufbewahren geben, so lange bis du wieder richtig Boden unter den Füssen hast.
Das kann ein Geburtstagsdatum sein, oder ein Messer auf dem Küchentisch, oder etwas ganz anderes. Versuche, solche Auslöser zu erkennen und, wenn möglich, zu umgehen. Falls das nicht machbar ist, versuche, anders damit umzugehen, oder hole dir frühzeitig Unterstützung, wenn du denkst, dass es schwierig für dich sein könnte.
Auslöser verursachen keinen Suizidversuch, sie können aber das Risiko eines Versuchs erhöhen.
„Ich habe es gar nicht richtig mitgekriegt, dass ich mich immer mehr in mein Zimmer, später in mein Bett, zurückgezogen habe. Ich fühlte mich, als sässe ich in einem tiefen, grauen Loch, aus dem ich selber nicht mehr herauskommen konnte. Meine Rettung war mein Arzt, der mir Medikamente verschrieb und sich Zeit nahm, um mit mir zu reden." (Anna, 15)
Suizidgedanken können nicht nur bei Lebenskrisen, sondern auch als Symptome einer Depression oder einer anderen psychischen Erkrankung auftreten. Falls du denkst, dass das bei dir der Fall sein könnte, leide nicht unnötig. Frage deinen Arzt oder eine Therapeutin, ob du an einer psychischen Erkrankung leidest. Diese Fachperson weiss, was zu tun ist, dass es dir wieder so schnell als möglich besser geht und die Symptome verschwinden.
Es kann dich in deinem Leben sehr viel weiter bringen, wenn du von anderen Menschen lernen kannst. Ebenso können Andere von deinen Erfahrungen lernen. Überwinde daher deine Ängste. Nimm Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe in deiner Nähe auf.
Es braucht Zeit, bis man sich im Leben wieder zurechtfindet und sich eine Alltagsroutine einstellt, die einem das Gefühl der Zufriedenheit vermittelt.
Es hat sich gezeigt, dass es den Menschen hilft, wenn sie sich an Strukturen halten können. Das bedeutet z. Bsp. regelmässig essen, einen Tag-, Nachtrhythmus einhalten, regelmässig Sport treiben, Hobbys oder andere Aktivitäten (wieder) ausüben, welche du gerne getan hast, oder die du gerne ausprobieren möchtest.
Überfordere dich nicht, aber versuche, nach und nach einzelne Aktivitäten in deinen Tagesplan einzubauen.
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